Ansichten, Erfahrungen und persönliche Überlegungen zum biomedizinischen Behandlungsansatz für Störungen im autistischem Spektrum
Vor zwei Jahren, im Januar 2004, hat mein heute sieben jähriger Sohn die Diagnose 'atypischer Autismus' erhalten. Da ich schon vorher ahnte, dass etwas nicht stimmte, hatte ich schon im Mai 2003 Dr Müller in Hombrechtikon besucht und habe auf seinen Rat eine Gluten-und Kasein-freie Diät eingeführt. Auf der Grundlage von Labor Tests haben wir begonnen, die Vitamin und Mineraldefizite des Kindes mit Nahrungsergänzungsmitteln auszugleichen.
Ich muss ganz klar sagen, dass mein Sohn nie ein schlimmer Fall von Autismus war. Seine Sprachfähigkeiten haben sich normal entwickelt, sein Augenkontakt war immer gut und er hatte keine offensichtlichen gesundheitlichen Probleme wie Ohrenentzündungen oder Verdauungsstörungen.
Er war hyperaktiv, zeigte keinerlei Interesse an anderen Kindern und kein soziales Bewusstsein. Er hat während Gruppensituationen wie z.B. in der Spielgruppe und im Kindergarten gestört. Er war laut, unterbrach die Lehrerinnen und Kinder, rannte weg, schubste die anderen Kinder als ob sie Objekte und nicht lebendige Personen waren, und bevorzugte es, alleine zu spielen oder viel Zeit an der Tür zu verbringen, wo er mit dem Schloss spielte. Die Situation war so schlimm, dass wir gebeten wurden, die Spielgruppen zu verlassen und während des ersten Kindergarten Jahres durfte er den Kindergarten nur für ein paar Stunden in der Woche besuchen. Während des zweiten Kindergarten Jahres waren die Stunden auch reduziert und er wurde durch eine Begleitperson betreut.
Ich habe erwähnt, dass unser Sohn keine wesentlichen gesundheitlichen Probleme hatte. Klar war aber, dass er empfindlich und allergisch auf gewisse Lebensmittel reagierte. Er hatte dunkle Säcke unter seinen Augen und war etwas untergewichtig. Er hatte auch oft Asthmaanfälle und war anfällig für Bronchitis.
Dr. Müller empfahl einige Labortests welche die wesentlichen biomedizinischen Ungleichgewichte aufdeckten. Um diesen Ansatz weiter zu verfolgen, haben wir während der letzten drei Jahre nach und nach diese Ungleichheiten mittels verschiedener Diäten und Lebensmittelergänzungen behandelt.
Seine Entwicklung ist ermutigend. Am Anfang waren wir uns überhaupt nicht sicher, ob unser Sohn in die Regelschule gehen konnte. Jetzt besucht er die Einführungsklasse, seine Begleitstunden wurden ohne Nachteile für ihn reduziert, und er macht gute Fortschritte. Obwohl ich nicht sicher sein kann, bin ich optimistisch, dass er weiterhin die Regelschule besuchen wird.
Das Gesamtbild hat sich so verändert:
- Viel ruhiger und weniger hyperaktiv
- Nimmt seine Umwelt näher wahr
- Es ist möglich, vernünftig mit ihm zu diskutieren
- Besserer Appetit
- Einige Lebensmittel, auf die er vorher allergisch war, kann er jetzt wieder essen
- Weniger anfällig auf Bronchitis
- Keine Augenringe mehr
- Bessere Koordination
- Bessere soziale Kontakte
Dieses darf alles nicht aus dem Zusammenhang genommen werden. Ich glaube schon, dass der biomedizinische Ansatz geholfen hat, aber es gibt auch andere Faktoren die nicht vergessen werde dürfen:
- Der natürliche Reifeprozess
- Die Verhaltenstherapie (ABA) , die wir seit zwei Jahren durchführen
- Die Unterstützung der Begleitperson in der Schule (während einigen Stunden pro Woche)
- Kinesiologie Stunden, die die Koordination verbessern sollen
Kinder auf dem Autismus Spektrum haben zweifellos einige Verhaltensprobleme, deren Ursache körperliche Gründe haben könnten. Einige der körperlichen Ungleichgewichte können auf genetische Veranlagung zurückgeführt werden. Manche Kinder haben eine verminderte Fähigkeit toxische Belastungen zu verarbeiten, und sind weniger fähig, die essentiellen Nährstoffe wie zB ... zu absorbieren.
Einige dieser Probleme werden durch toxische Belastungen aus der Umwelt sogar noch verschlimmert. Ein Kind, das schon Mühe hat Toxine zu verarbeiten, könnte aus dem Gleichgewicht geraten, wenn es Quecksilber und anderen Umweltschadstoffen ausgesetzt ist.
Wenn ein Kind nicht fähig ist, die Bausteine von Nährstoffen zu absorbieren, die die optimalen Mengen an Rohstoff? lieferen, die der Körper braucht um den gesunden Bedarf zu decken und Toxine auszuscheiden, dann macht es Sinn, die körpereigenen Mechanismen zu unterstützen, indem man dieses Rohmaterial ? unter ärztlicher Aufsicht zur Verfügung stellt. Dies wird möglich mit diagnostischen Tests und der Gabe von Lebensmittelergänzungen.
Leider interessieren sich nur wenige Ärzte für diesen natürlichen, medikamentenlosen Ansatz, weil er sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und die Ergebnisse vielleicht nicht sofort ersichtlich sind. Meiner Meinung nach, macht es Sinn, weil man die Ursache versucht zu beheben, in Gegensatz zu einer Behandlung die die Symptome mit Medikamenten nur beseitigt. Es muss gesagt werden, dass:
- Alle Kinder sind biochemisch individuell. Es kann sein, dass einige wunderbar auf biomedizinische Behandlungen ansprechen, während andere nur etwas darauf ansprechen oder gar nicht
- Es ist ratsam, einen Arzt, der auf diesem Gebiet ausgebildet und erfahren ist, aufzusuchen. Wir sind froh, dass wir Dr. Müller, (DAN Spezialist) in der Nähe haben
- eine traditionelle Behandlung mit Medikamenten macht in Kombination kurzfristig oder längerfristig Sinn .In unserem Fall waren traditionelle Antipilzmittel ein Teil der Behandlung)
- Dieser Ansatz kann nicht nach dem 'eine Behandlung für alle” Prinzip gefolgt werden
Der Fortschritt unter dem biomedizinischen Ansatz ist meistens stetig und haltbar. Vielleicht sind grosse Fortschritte sichtbar. Ein Beispiel: Als wir die Gluten- und Kaseinfreie Diät eingeführt haben, wurde unser Sohn sichtlich ruhiger. Bis heute hat er Reaktionen wenn er etwas mit Milchprotein bekommt. Innerhalb einer Stunde werden seine Ohren und der Mund rot und er wird wieder hyperaktiv. Innerhalb von 3 bis 4 Stunden klingt die Reaktion dann wieder ab.
Ich möchte unseren individuellen Fall anhand von den spezifischen Befunden durch die diagnostischen Tests, die Dr. Müller angeordnet hat zusammenfassen. Ich möchte auch die Unterschiede im Verhalten unseres Sohnes hervorheben, die wir mit Lebensmittelergänzungen und Diät bewirken konnten.
Pilze/Candida (Festgestellt mit den organische-Säuren-Test)
Das Niveau an Pilzstoffwechselprodukten im Urin war hoch und hartnäckig. Wir haben verschiedene Kombinationen von traditionellen Anti-Pilz Medikamenten sowie natürliche Mittel eingesetzt. Schliesslich haben wir ein natürliches Mittel gefunden, das wirksam war. Wiederholte Tests zeigen an, dass das Niveau an Pilzstoffwechselprodukten nicht mehr so hoch ist und wir haben bemerkt, dass unser Sohn besser isst und an Gewicht zugenommen hat, so dass er jetzt im normalen Bereich für sein Alter ist.
Allergien/ Empfindlichkeiten
Es lohnt sich hervorzuheben, dass die folgenden zwei Antikörper durch Tests entdeckt werden können:
Ig E Diese verursachen klassische, allergische Reaktionen die normalerweise dramatisch und schnell sind wie, z.B. Erbrechen, anschwellen der Atemwege, wässrige Augen, und Niessen.
Ig G Diese Gruppe von Antikörpern stammt von Nahrungmitteln, deren Wirkung langsamer ist und oft Auswirkungen auf das Verhalten hat, wie z.B. Hyperaktivität.
Unser Sohn hatte auf beide dieser Antikörper Reaktionen! Die IgE Antikörper zeigten sich bei seinen Inhaltationsallergien (z.B. Haus und Staubmilben), die deutlich über den normalen Werten lagen. Wir haben daraufhin alle Teppiche entfernt, einen speziellen Staubsauger und Molton für die Matratze gekauft. Er hatte auch eine IgE Allergie gegen Eier und hat unmittelbar nachdem er ein Ei gegessen hat sich übergeben müssen.
Antikörper der IgE und IgG Klasse zeigten sich bei Gluten und Kasein (die Proteine in Mehl und Milch).
Die Einführung einer Gluten und Kaseinfreien Diät war aufwendig, aber nicht so schwierig wie ich es mir vorgestellt habe. Hierzu habe ich einen Tipp. Ich bin keine gute Köchin. Es gibt jedoch wunderbare glutenfreie Produkte, die man nicht nur im Reformhaus sondern auch in Migros und anderen grossen Supermärkten kaufen kann. Wenn man über die Grenze nach Deutschland geht, findet man günstige glutenfreie Produkte.
Seitdem wir die Diät eingeführt haben, ist unser Sohn ruhiger. Tests die wir wiederholt haben zeigen, dass die Antikörper gegen Kasein immer noch hoch sind, jedoch sind die Antikörper gegen Gluten niedriger geworden und jetzt kann unser Sohn kleine Mengen an Gluten ohne Nebenwirkungen vertragen. Toll ist auch, dass er nicht mehr auf Ei allergisch reagiert.
Bei all diesen Allergietests ist zu beachten, dass sie im Zusammenhang mit den Reaktionen des Kindes auf Lebensmittel interpretiert werden müssen. Hierzu ein Beispiel: wenn ich meinem Sohn Milchschokolade gebe, sehe ich, dass er hyperaktiv wird und rote Ohren bekommt. Andererseits gebe ich ihm Lammfleisch (im Allergietest positiv angezeigt) und nichts passiert. Mann muss ein ganzheitliches Bild über die Allergien bekommen und dieses mit den eigenen Beobachtungen, und natürlich mit der Empfehlung des Arztes zusammen betrachten.
Mineral Transport
Die Ergebnisse einer ausführlichen Analyse des Blutes zeigten einen intakten Mineraltransport. Seine Haaranalyse zeigte auch ein hohes Niveau an Blei und Arsen All dies deutet auf ein mit Schwermetallen belastetes Kind hin. Es war nun für uns offensichtlich, dass er die Toxine weniger effizient als andere Kinder ausscheiden konnte. Er brauchte in dieser Hinsicht mehr Unterstützung.
In Folge dessen begannen wir bei ihm eine Ausleitung. Das heisst, dass wir ihm Medikamente geben, die sich mit dem Quecksilber und anderen Schwermetallen im Körper und im Gehirn verbinden, und die Schwermetalle langsam aber sicher aus dem Körper entfernen. Dies alles geschieht natürlich unter ärztlicher Aufsicht.
Sulfat
Sulfat Ionen sind sehr wichtig, weil sie sich an das Enzym binden, das Toxine aus dem Körper ausscheidet. Wenn nicht genug Sulfat Ionen vorhanden sind, dann häufen sich die Toxine. Ich war schockiert als ich herausfand, dass das Sulfat Niveau im ganzen Plasma (was heisst das?) und das freie Sulfat sehr tief waren. Daraufhin haben wir regelmässig Bittersalzbäder gemacht und eine Magnesium Sulfat Creme benützt, da Sulfat besser durch die Haut als über den Darm aufgenommen wird. Die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend, denn das Sulfat Niveau ist jetzt im Blut wieder normal,
Ich möchte den Eltern die vorhaben, diesen Weg mit ihren Kindern zu gehen, folgendes mitteilen:
- Es lohnt sich, dabei zu bleiben und nicht auf schnelle Erfolge zu hoffen. Vielleicht ist der Fortschritt drastisch und schnell, wie man vielleicht bei der Umstellung der Nahrungsmittel beobachten kann, aber andere Veränderungen brauchen viel länger. (Wie ich vorher erwähnt habe, gibt es vielleicht eine kleine Anzahl an Kindern die gar nicht darauf ansprechen.)
- Der biomedizinische Ansatz ist ein längerfristiger Weg. Es verlangt enorme Geduld von den Eltern (und der Kinder) und die Kosten für Tests oder Supplemente müssen eventuell durch die Eltern finanziert werden. (Dabei kommt es auf die Krankenversicherung an, und wie und wo diese Tests durchgeführt werden.)
- Es lohnt sich einen Spezialisten (wie Dr. Müller), so früh wie möglich zu konsultieren. Vertrauensvolle Quellen beschreiben, dass die die biomedizinischen Behandlungen eine umso grössere und schnellere Wirkung zeigen, je früher man damit anfängt,
- Es gibt einige Berichte von angesehenen medizinischen Quellen über erstaunliche Fortschritte und sogar vollständige Genesungen. Einige der Top Ärzte in diesem Bereich sind selbst betroffen. Wenn sie Empfehlungen abgeben, sind es Ansätze und Methoden aus eigener Lebenserfahrung, mit denen sie Erfolg hatten.
- Eins ist sicher: Wenn man den Ansatz nicht probiert, wird man nie wissen welche biochemischen Ungleichgewichte es beim Kind gibt, und welchen Nutzen diese Methode erzielt hätte.
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Wie sieht unser Weg aus?
- Unser Sohn ist auf dem Weg der Besserung. Ich könnte mir vorstellen, dass wir innerhalb eines Jahres die Supplementierung reduzieren können, da viele der Ungleichgewichte jetzt behoben sind und sich normalisiert haben.
- Wahrscheinlich werden wir schon dennoch regelmässig Tests durchführen lassen um ein Auge drauf zu halten,
- Ich denke er wird wahrscheinlich schon ein oder zwei Supplemente dauerhaft nehmen müssen, vergleichbar mit jemandem, der regelmässig Vitamine nimmt.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich mich wahnsinnig freue über die Fortschritte, gebe aber zu, dass meine Methode nicht immer sehr wissenschaftlich war. Wie am Anfang erwähnt, führen wir auch eine Verhaltenstherapie durch, sowie Kinesiologie Stunden. Ich glaube, dass die Mischung von Behandlungen für den Fortschritt meines Sohnes verantwortlich ist. Ein reiner Wissenschaftler hätte zunächst nur nach dem biomedizinischen Ansatz gehandelt und hätte die Ergebnisse abgewartet bevor er mit etwas anderem angefangen hätte. Ich habe mehrere Therapien gleichzeitig durchgeführt und kann nicht mit Sicherheit sagen, dass das, was wir bis heute erreicht haben, nur mit dem biomedizinischen Ansatz zu erreichen gewesen wäre. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist das biomedizinische Behandlungen ein wertvoller Beitrag in der Therapie und der Bewältigung von Störungen aus dem Autismus Spektrum sind und dass es sich sicher lohnt, einen darauf spezialisierten Arzt aufzusuchen.
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